Kohlepausen
Kohlepapier aus Altbeständen der Akademie der Künste der DDR auf Museumskarton
8 Karten, je 21,6 cm x 12,6 cm
2018

Diese acht filigranen Kohlepausen sind Teil einer Serie von Arbeiten, in denen ich mich mit totalitären Systemen und den ihnen zugrunde liegenden Utopien, die sich letztendlich immer als Dystopien entpuppen, beschäftige. Zugunsten einer größeren Allgemeingültigkeit ersetze ich bei diesem Projekt Symbole, historische Ereignisse und Figuren durch eigene Erfindungen. Anstelle des Hakenkreuzes verwende ich die Schwarze Sonne, ein selbst entworfenes Symbol mit quadratischem Umriss.

Dieser Arbeit ging ein von höherer Geometrie und dem Dimensionsmodell der String-Theorie inspiriertes Gedankenspiel voraus: In der dritten Dimension wird aus einem Quadrat ein Würfel. Aus der Schwarzen Sonne würde ein aus acht Monolithen bestehender Sonnenkubus mit würfelförmigem Umriss. In der vierten Dimension wird aus einem Würfel ein Hyperwürfel, ein Tesserakt mit acht Volumen, von denen jedes wiederum würfelförmig ist. Aus dem Sonnenkubus würde eine Hypersonne, deren acht Volumen wiederum Sonnenkuben enthalten. Als dreidimensionales Wesen könnte man diesen Tesserakt niemals in seiner Gänze wahrnehmen. Stattdessen würde man, angenommen dass die vierte Dimension die Zeit ist, in unterschiedlichen Zeitaltern den dreidimensionalen „Schatten“ der Hypersonne aus unterschiedlichen Perspektiven sehen. Ähnlich Ansichtspostkarten von Sehnsuchtsorten, die zu unterschiedlichen Zeiten aus unterschiedlicher Ansicht fotografiert wurden, manifestiert sich die Hypersonne wieder und wieder als verheißungsvolle Utopie, die für die Kleinen Tiere anders aussieht, aber im Wesen immer gleich bleibt, ein Abklatsch ihrer selbst.

Als Vorlage für die Arbeit modellierte ich in einem 3D-Programm zunächst den „Schatten“ der vierdimensionalen Hypersonne. Anschließend wurden acht Ansichten festgelegt und als zweidimensionale Bilder exportiert. Mithilfe von aus einem Müllcontainer gerettetem Kohlepapier aus dem Bestand der Akademie der Künste der DDR wurden die Ansichten schließlich per Hand auf Museumskarton kopiert. Alle Kopien sind Unikate.