Environment

Leben in LaLagune

Environment
Sand, Dispersionsfarbe, Acryllack, Sprühlack, tapezierte Laserdrucke, Scheinwerfer, Soundtrack, Lautsprecher
1,75 m x 2,30 m x 17,00 m
5:54 min (Endlosschleife)
2005
Audio-Player CD
Ausschnitt aus Soundtrack (0:40 min)
Gitarre und zusätzliche Lyrics: Julia*n Meding

Das begehbare Environment „Leben in LaLagune“ knüpft inhaltlich an die ältere Arbeit „TreibHausHirn“ an: Das Junge Hirn, allzu arglos in seiner jugendlichen Naivität, wird ein Opfer des mächtigen Stroms. Zusammen mit zahllosen anderen Kreaturen wird es unter Wasser gezogen und muss fortan mit dem Strom schwimmen. Je länger die Wesen sich mittreiben lassen, desto ähnlicher werden sie einander, bis sie schließlich all ihre Eigenheiten eingebüßt haben, reduziert zu blasenförmigen Gestalten, deren einzig verbliebene Merkmale Flossen und Arschlöcher sind. Dieses Environment kombiniert in verschiedenen Collage- und Maltechniken entstandene Bildwelten mit einem Soundtrack. Als Ausstellungsraum dient ein 17m langer unterirdischer Korridor. Aufgrund der räumlichen Enge kann der Betrachter die Arbeit nicht auf einen Blick in all ihrem Detailreichtum erfassen. Stattdessen muss er sich langsam Szene für Szene durch den Sand vorwärts tasten, ähnlich einem Leser, der sich entlang des Erzählflusses Panel für Panel durch einen Comicstrip hindurch arbeitet.

Skript
Skript für Leben in LaLagune

[ICH HAB' NOCH KEINEN TITEL]
VON WO NACH WOANDERS.

HOCH AM HIMMEL:
EIN JUNGES HIRN!

UNTEN AM BODEN:
DER DSCHUNGEL, HOHES GRAS.
GRILLEN, ZIRPSEN, TIERE SCHREIEN.

OBEN: SAUSEN, BRAUSEN, TOBEN.
DAS JUNGE HIRN SCHLÄGT MIT DEN FLÜGELN
UND BRÜLLT:

„NEE! JETZT. HIER:
VON INNEN WOANDERS HIN!
***!
DAS WIRD SCHÖN!“

GÜLDEN GLITTER GLITZER FLITZER.
GÜLDEN GLITZERT DAS JUNGE HIRN!

WIND WEHT.
FETTE WINDSÄCKE.
WER SIND SIE?
NACH WEM DREHN' SIE SICH?
WIE? WOZU? OB MIT ERFOLG? –

--- DIE SÄCKE: „WIR SÄCKE SAGEN NIX!“
DIE SÄCKE WEHN' IM WIND.
DIE SÄCKE SAGEN NIX.
ABGANG SÄCKE.

DAS JUNGE HIRN, VERWIRRT. STEIGT HERAB.
RUFT IN DEN WALD HINEIN.

MITTEN IM WALD,
AN DER QUELLE DER WEISHEIT:
EINE ALTE MUTTERPFLANZE.
SIE SAGT:

„HIRN, WAS DU NOCH NICHT WEISST:
FETTE WINDSÄCKE SIND ROT-WEISS GESTREIFT!“

--- „ACH WAS!“ RUFT DAS HIRN.
„ICH FOLG' DEN SÄCKEN!“

WOHER? WOHIN? WOZU? – EGAL!
WAS FETTE WINDSÄCKE WISSEN
IST NICHT WOHER, WOHIN, WOZU,
SONDERN WIE DER WIND WEHT
WENN DER WIND DREHT.

--- „ICH WERDE EIN WESEN IM WIND!“

HIRN FLIEGT ÜBER LAND,
FLIEGT ÜBER WASSER,
ÜBER WASSER
INS UNTERWASSER!!!

DER WIND WIRD STROM,
STROM IM UNTERWASSER.

DAS HIRN KOMMT INS SCHWIMMEN
UND FÄNGT AN ZU KREISCHEN.
STROM UMSCHLINGT HIRN
UND HERRSCHT ES AN:

„TIEF FLIEGEN
TIEF TAUCHEN
TIEFFLIEGEN
LAUT SINGEN
PHRASEN SCHWINGEN
TIERE FLIEGEN
TIEF LÜGEN
TIEF FÜGEN!“

WIRST EIN WESEN IM STROM!

STROM.
STROMSCHNELLEN.
STROM WIRD SCHNELLER.

WESEN IM STROM
WERDEN ZU STROM-
LINIENFÖRMIGEN
WESEN.

BLICK VORAUS; ES WIRD ENG.
DIE SÄCKE SIND NIRGENDS ZU SEHN'.
DER STROM HAT SIE LÄNGST ABGEHÄNGT.
DIE FÜHRUNG ÜBERNIMMT ER SELBST.

KLAPPAUGE.
KLAPPAUGE KOMMT.
SIEHT.
UND BLEIBT STEHEN.
KLAPPAUGE KLAPPT AUF.
ES WIRD DUNKEL.

DEM HIRN GEHT EIN LICHT AUF.
UND ES HÖRT AUF.
UND TAUCHT AUF.
UND GEHT AN LAND.

GÜLDEN GLITTER GLITZER FLITZER.
GÜLDEN GLITZERT DAS JUNGE HIRN!
NUR FEUCHTER ALS ZUVOR.

ENDE.