ミセモノ屋台

Mobiler Projektraum

MISEMONO-YATAI

ミセモノ屋台
Mobiler Projektraum
Traditioneller japanischer Handwagen aus Stahl, Holz, MDF, Acrylglas, Wimpel, Öl-Lasur, Acryllack, LED-Beleuchtung, Lautsprecher
106 cm x 216 cm x 233 cm
2012

Der „Misemono-Yatai“ ist ein mobiler Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum. In Vitrinen, Guckkästen, Regalen und Schubladen bietet er Raum für kleinformatige zwei- und dreidimensionale sowie zeitbasierte Arbeiten vorwiegend junger Künstler aus Japan und Deutschland. Wie der aus den Wörtern Misemono (Kuriosa) und Yatai (Bude) zusammengesetzte Titel andeutet, ist das Kabinett sowohl den traditionellen Verkaufsständen japanischer Straßenhändler als auch dem Mobiliar europäischer Wunderkammern oder früher wissenschaftlicher Sammlungen nachempfunden. In enger Kollaboration mit lokalen Kunstinstitutionen soll das Projekt zunächst in mehreren japanischen Städten Station machen und schließlich nach Deutschland reisen. Vor Ort werden in Zusammenarbeit mit dort ansässigen Künstlern und ihren Communities neue Exponate und Ausstellungen für den Yatai entwickelt. So soll die Sammlung im Laufe der Tour wachsen und dadurch die Ideen und Geschichten dieser Gemeinschaften weitertransportieren, bevor die Arbeiten schließlich am Ende des Projekts an die Urheber zurückgegeben werden. Der Projektraum bietet eine Plattform für künstlerische Selbstorganisation sowie kollektive und partizipative Schaffensprozesse – abseits von ökonomischen Zwängen und Ausstellungskonventionen. Ziel des Projekts ist es, Menschen unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft miteinander ins Gespräch zu bringen, Kunstinstitutionen zum Stadtraum hin zu öffnen und natürlich den Austausch zwischen der japanischen und deutschen Kunstszene zu fördern.

Im Projektraum haben bis jetzt ausgestellt: Yoh Ajiki (JP), Shirley Cho (AU/DE), Aquiles Hadjis (VZ/JP), Kōta Hirakawa (JP), Saya Kubota (JP), Anna-Sophie Lewerenz (DE), Jak Peters (NL), Takako Takeuchi (JP/SE)

Skript
Skript für Spektakel auf Rädern

MISEMONO
ミセモノ
SPEKTAKEL
AUF RÄDERN

EIN KABINETT
AUS HOLZ UND STAHL.
MIT ZEUG ZU ZEIGEN,
WAS ANDERE DENKEN.

KURIOSA.
SPEKTAKEL AUF RÄDERN.

DARIN:
AUTOMATENTHEATER.
„... Drück den Knopf,
dann geht es los!“

DIE SZENE:

UNTER DER WELT.
ALLES IST WAR.
NICHTS STIMMT.

DINGE KLINGEN.

MORSCHES METALL,
WILL SAGEN:
KORROSION.

DAMPF, BETON,
NEBEL UND STAHL.

EIN TUNNEL.
DARIN ARBEITEN GETRIEBE.
FÜR WEN? WOZU?
ZU WELCHEM ZWECK?

KEINER WEISS ES
ABER MANCHE HABEN THEORIEN.

DER MASCHINE
IST ES EGAL.
SIE SCHNAUFT.
UND IST SICH SELBST IHR ZWECK.

HANDLUNG:

HOHE TIERE
SITZEN OBEN
AUF DEM KESSEL.

UNTER IHNEN
BRODELT ES.

MIT DER STIMME DER VERNUNFT
SPRECHEN SIE HERAB
ZU DEN KLEINEN TIEREN
IM SCHATTEN DER MASCHINE.

SIE SAGEN,
MAN MÖGE SICH GEDULDEN.
SICH DOCH BITTE WEITERHIN
BRAV AN DEN HÄNDEN FASSEN
UND INS FEUER SPRINGEN,
... DIE FLAMMEN ZU NÄHREN.

UNTER IHNEN WIRD GEMURRT,
UND IM GETRIEBE KNIRSCHT ES.

SIE SAGEN,
ES TÄTE IHNEN SEHR LEID,
ES GINGE DOCH NICHT ANDERS.
MAN MÖGE ES DOCH EINSEHEN.
SIE SÄSSEN DORT OBEN
... AM LÄNGEREN HEBEL.

UND SIE WOLLTEN DOCH AUCH NUR
DAS BESTE FÜRS GANZE,
DAS GANZE VOM BESTEN.

UNTER IHNEN BLEIBT MAN STUMM
UND EINE ANTWORT SCHULDIG.

DENN GENAU IN DIESEM MOMENT
LÄUFT DIE ZEIT AB,
GEHT DAS LICHT AUS.

„... Drück noch einmal!
Vielleicht geht
die Geschichte
diesmal anders!“

DIE SZENE:

DIE GLEICHE.
DARIN ARBEITEN GETRIEBE.
FÜR WEN? WOZU?
ZU WELCHEM ZWECK?

KEINER WEISS ES
ABER MANCHE HABEN THEORIEN.